Wiederladen für Anfänger

Wiederladen für Anfänger

Hinweis: Jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich. Die gesetzlichen Bestimmungen sind einzuhalten.

Der Hauptvorteil beim Wiederladen liegt darin, dass man die Laborierung exakt an seine Waffe anpassen kann und dadurch eine höhere Präzision erreicht als bei Fabrikpatronen. Denn Munition muss an die Waffe angepasst werden – umgekehrt geht es nicht.

Natürlich bietet das Wiederladen auch finanzielle und logistische Vorteile. Man ist nicht mehr von teurer Munition abhängig, die von Los zu Los stark variieren kann. Außerdem ermöglicht es kostengünstiges Testen verschiedener Geschosse auf Wild oder im Schießstand. Nicht zuletzt steckt ein großer Teil der Herstellungskosten (bis zu 50 %) in der Patronenhülse, die zwischen 5 und 20 Mal wiederverwendet werden kann.

Unser Beispiel: 5 Testpatronen für die Sauer 202, Kaliber 8,5×63

1. Maximale Patronenlänge ermitteln

Mit einer geschlitzten Hülse ermitteln wir die maximale Patronenlänge: 88,1 mm. Wir fertigen die Patronen aber mit 87,6 mm als Toleranzausgleich.

2. Laborierung berechnen

Zur Berechnung der Pulvermenge verwenden wir die Software QuickLoad.

  • Anfangsgasdruck: 800 bar (rotationsloser Geschossweg <1,5 mm)
  • Pulver: Vihtavuori N550
  • Lademenge: 57 grain / 97,5 % Ladeverhältnis (immer über 80 % bleiben)
  • Berechneter Gasdruck: 4190 bar (Maximum: 4300 bar)
  • Mündungsgeschwindigkeit: 803 m/s im 65 cm Lauf
  • Abbrand: 99,61 %

Tipp: Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, 3–4 Laborierungen mit 0,5–1 grain Unterschied zu testen und je Laborierung Schussbilder zu kontrollieren.

3. Arbeitsplatz und Ausstattung

  • Eine stabile Arbeitsfläche ist wichtig. Bei wenig Platz kann die Wiederladepresse auch an der Wand befestigt werden.
  • Empfehlung: Stabile Stahl O-Rahmenpresse (z. B. Lee Classic Cast oder RCBS Rockchucker)
  • Präzisionswaage: Toleranz +/- 0,1 grain, Kapazität 10–20 g
  • Volumetrischer Pulverfüller: spart Zeit, Präzision ist entscheidend (Forster, Redding)

Weniger ist oft mehr: Finger weg von Komplettangeboten; besser gute Einzelkomponenten kaufen.

4. Rekalibrieren der Hülsen

  • Patronenhülsen dehnen sich durch den Gasdruck. Rekalibrieren bringt sie zurück in den Urzustand.
  • Hülsen leicht fetten, um ein Steckenbleiben in der Matrize zu vermeiden.
  • Rekalibriermatrize in den Rahmen schrauben, Verschlussabstand prüfen (0,05–0,1 mm Unterstand ideal).

5. Hülsen vorbereiten

  • Nach dem Rekalibrieren: Hülsen vom Fett befreien (Lappen oder Tumbler/Ultraschall).
  • Länge prüfen und ggf. trimmen (Schulterhülsen dehnen sich bei jedem Schuss).
  • Zündloch reinigen, Hülsenmund entgraten und innen bürsten.

6. Zündhütchen und Pulver

  • Zündhütchen setzen (Handsetzgerät empfohlen, z. B. Hornady).
  • Pulver abwiegen: Toleranz +/- 0,1–0,2 grain, nur das benötigte Pulver in der Nähe.
  • Volumetrisches Dosieren bei großen Mengen möglich, Gewichtskontrolle per Stichprobe.

7. Geschoss setzen

  • Setzmatrize in Ladepresse einspannen, Länge kontrollieren, Geschoss pressen.
  • Geschossdurchmesser vs. Hülsenmund: Innenaufweiter ca. 0,03–0,05 mm kleiner als das Geschoss.

Beispielmessung:

  • AERO Geschossdurchmesser: 8,585 mm
  • Hülsenmund Innenaufweiter: 8,555 mm

8. Fertige Patronen

  • Testpatronen prüfen: Geschossrundlauf, Schussbilder, ggf. Ladung anpassen.
  • Wiederladen ist nicht schwer, wenn man Schritt für Schritt vorgeht und genau misst.

Beratung & Bestellung — Wiederladen

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